Schutz der Corona-Risikogruppen ohne Lockdown

 Seit März nun wissen wir, dass es wohl über einige Zeit - vermutlich für immer - den SARS2 Virus gibt. Im März gab es dafür lange andauernde, strenge Beschränkungen des Lebens. Diese haben sehr gut geholfen, die Infektionszahlen - und noch viel wichtiger - die Todeszellen auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Nun gegen Ende des Sommers nehmen die absoluten Zahlen an Infizierten wieder zu. Sei es wegen der neu gewonnenen Freiheiten, sei es wegen der Reisetätigkeit, sei es wegen stark erhöhter Anzahl Tests. Schnell hört man vor allem bei der Bevölkerung Angst vor einem neuen Lockdown. 

Aber wir hatten doch eigentlich mindestens 4 Monate Zeit, uns auf diese jetzige Situation vorzubereiten. Unsere Politik war doch eigentlich auf Grund des Infektionsschutzgesetzes sogar verpflichtet, sich mit Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung zu beschäftigen. Und wir haben doch sehr wohl Vieles über den Virus und die Gefahren gelernt. So zum Beispiel über seine Verbreitung, aber auch über die von ihm erzeugte Krankheit.

Wir wissen, dass das Wichtigste der Schutz der Risikogruppe ist, und innerhalb dieser der Schutz derer, die abhängig vom Schutz sind, weil sie nicht sehr einfach freie Entscheidungen treffen können. Wir haben aber auch gelernt, dass die soziale Isolation für viele eine große Belastung darstellt. Unsere Schulen sind nicht vor 2021 - eher 2022 wirklich für das Homeschooling und digitalen Unterricht bereit. Insofern müssen wir den Unterricht für Kinder ebenso wie die Kitas sicherstellen.

Unsere Regierungen beraten sicherlich mindestens wöchentlich darüber, wie das klappen kann. Sie erzählen aber nur wenig davon. Das führt zu einer Verunsicherung vieler Menschen. Dies ist jedoch eigentlich nicht nötig. Denn auch Schulbetrieb, Arbeit und ein gewisser Grad sozialen Lebens ist auch mit höheren Infektionsraten möglich.

Es kommt auf das verantwortungsbewusste Verhalten des Einzelnen an. Und jeder kann dadurch etwas beitragen. Wissen wir eigentlich auch schon seit langem. Ich finde, manche Regeln sollten dazu aber angepasst werden, um genau das besser zu transportieren. Das möchte ich an einem einfachen Beispiel aufzeigen:

Es gibt für Treffen im öffentlichem Raum und für private Feiern Vorgaben zur Anzahl Personen, bei denen weniger streng auf Abstand geachtet werden muss. Abstand ist nachweislich das, was am besten hilft und wird durch diese Regeln konterkariert. Denn: es wird ausser acht gelassen, dass diese Regeln keinerlei Vorgaben zu zeitlichen Aspekten machen, die bei der Infektion aber auch eine Rolle spielen. So könnte man sich mit 10 Leuten daheim treffen. 9 Gäste gehen nach zwei Stunden, dann kommen mit zeitlichem Abstand die nächsten 9. So hat man effektiv schon selber 18 Kontaktpersonen. Und kommt eine dritte Gruppe am selben Tag, dann sind es 27. Jeder der 9 hat selber nur 9 Kontakte, wenn er nicht dann auch noch an einer anderen Zusammenkunft teilnimmt. Das führt die Idee meiner Meinung nach ad absurdum. Und noch viel komplizierter wird es mit privaten Feiern mit bis zu 150 Personen. Da holen jetzt alle Geburtstage und Co nach. Dann kann man mal im Laufe einer Woche auch schon 300 Leute auf diesen Feiern treffen. Ja, sagt dann der schlaue Fuchs: Mit Hygienekonzept. Nun aber mal ehrlich, das klappt einfach nicht, denn wie der woher soll jeder plötzlich Hygieneexperte sein. Und die Lösung der Politik bei höheren Infektionszahlen wir dann wieder sein, die Kontakte ganz zu beschränken. 

Das ginge aber vielleicht auch ganz anders: Entsprechend der Infektionslage entscheidet sich jeder für eine feste Anzahl an Kontaktpersonen, die er maximal in einer Woche sehen und treffen darf. So kann man leichter nachverfolgen, wenn man wann getroffen hat. Und man schränkt die Anzahl der Kontakte ein. Deutschland wäre dann auch nicht das erste Land, das das so macht. In anderen Ländern klappt es auch schon. Damit würde jedem ein Freiheit der sozialen Kontakte gelassen, ohne gleich eine große Gefährdung darzustellen. 

Wieso ist dies besonders interessant für die Risikogruppe? Nun, ich kann mir als Mensch der Risikogruppe so Kontakte aussuchen, die ich kenne, und mit denen ich über meine Ängste etc. sprechen kann. So kann ich mir diejenigen aussuchen, die sich selbst verantwortungsbewusst und besonnen verhalten. Habe ich alte Menschen, die mir wichtig sind, kann ich wiederum freiwillig meine Kontakte beschränken oder ebenso mit Bedacht auswählen. 

Und ja, das hat Grenzen: Arbeite ich in einem Bereich mit vielen Kontakten, dann sollte ich eben nicht engeren Kontakt zu Risikogruppen haben. Das muss ich dann zeitlich und im Einzelfall lösen. Das denke ich, ist für verantwortungsbewusste Menschen immer möglich. 

Und was ist mit denen, die das nicht ernst nehmen? Ja, es wird auch dann Menschen geben, die sich nicht daran halten. Aber die gibt es auch bei anderen Regeln. Als einzelner habe ich die Möglichkeit hier im Rahmen des von mir tolerierbaren Risikos zu handeln. 

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