Die Stadt Erlangen, ein MPI und etwas Natur

Hier einmal ein Beitrag, der rein gar nichts mit Apple zu tun hat... sondern meine Erfahrungen und Eindrücke einer politischen Veranstaltung in Erlangen widerspiegelt. Es handelt sich dabei um meine eigene und freie Meinung.

Wer die aktuelle Politik in Erlangen (eine kleine Stadt in Nordbayern, nahe Nürnberg) verfolgt, hat sicher die Diskussion um den Bau eines Max-Planck-Instituts (Physik des Lichts) und die dadurch bedingte "Zerstörung" wertvoller Flächen mitbekommen. In einer Veranstaltung am 9.2. gab die Stadt, die Universität und die MPG Bürgern die Möglichkeit sich hierzu zu äußern - ach ja, der eigentliche Auftraggeber (staatliches Bauamt) war auch da.

Vorne weg wurde vom Oberbürgermeister Ba. und dann vor allem von seinem Mitarbeiter Br. dargelegt, wieso die Planung überhaupt gar nicht anders gemacht werden könne. Das widerspricht natürlich einem offenen Dialog, wie ihn die Stadt von sich aus versprochen hat. Denn liegt so ein festes Bild vor, das zu Beginn als nicht-änderbar dargestellt wird, muss jeglicher Dialog zum Monolog werden.

Bezeichnend war dann auch die erste Antwort der Stadt auf eine sehr einfache, geschlossene Frage. Hatte nun jeder im Auditorium die Antwort "Ja" oder "Nein" erwartet, wurde vom Mitarbeiter Br. der Stadt in einer Comedy-artigen Weise eine sehr ausführliche, den Zuhörer dabei mit eloquenter Wahl von Worten in die Vorgänge der Gedankenprozesse eines Stadtplaners und darüber hinaus in die Probleme der Flächennutzung unter weitestgehender Ausblendung der, für die meisten Bürger sowieso nicht verständlichen, aber dennoch zu einer Lösung führenden, und nach gesetzlichen Vorgaben und reifer Abwägung aller nur erdenklichen, und möglichen, sowie der in Frage kommenden Lösungen, und ohne dies nicht wie auf einem Flugblatt, auch wenn es sich wohl um ein verwirrtes Individuum handelt, aber dennoch so in dieser Form überhaupt nicht durchführbaren, alleine wegen des Baurechtes, das natürlich Anwendung finden müsse und daher sowieso nicht so ein Betonriegel entstehen könne, sondern doch im Moment nur einzig 1,5 ha, einführend, und somit auch weitestgehend inhaltsfrei, die Frage geschickt neuinterpretierend und am Ende dann ohne wirkliche Aussagen beantwortet.

(ich fand diesen kurzen Satz sehr anstrengend und bewundere Menschen, die so sprechen können)

Aber es ging in ähnlicher Form weiter. So zB wurden die Kinder von einem sich öffentlichem zu einem Militärfan (in seiner Kindheit) bekennenden Universitäts-Präsidenten zum Spielen 50m weiter geschickt. Ins Naturschutzgebiet - wohl hat die Natur dann keinen Wert für ihn, oder in den Reichswald - zu Munitionsresten und Lebensgefahr, so haben wohl die Kinder keinen Wert für ihn. Wohl wird es sich dabei um Versprecher gehandelt haben, die in der Hitze des Gefechts gefallen sind, denn als junge Akademiker werden diese Kinder später als Einzige unser Überleben sichern. Hoffentlich erfährt davon das bayerische Kultusministerium, so dass unsere Gymnasien sich auf diese Aufgabe vorbereiten können. Ein als Weitblick getarnter Tunnelblick bei einem Menschen, der solch wichtige Entscheidungen treffen darf ist in meinen Augen kurzsichtig. Aber wir haben zum Glück neben dem geplanten Institut des Lichts, die sich mit Optik gut auskennen, auch eine hervorragende Augenklinik, die Sehfehler behandeln können.

Als Naturwissenschaftler verstehe ich die Erforschung des Lichts, sicherlich nicht auf dem Niveau eines Quanten-Physikers, aber wohl ausreichend, um die hohe Bedeutung zu erkennen. Sicherlich werden zB Quantencomputer, die u.U. auch mit Licht arbeiten könnten, einen enormen Beitrag zur Verminderung unseres CO2 Ausstosses beitragen. Ich denke, dies ist einer der Schwerpunkte in der aktuellen Lichtforschung, gerne aber lasse ich mich auch vom MPI einladen und mir einen Überblick über weitere Themen geben. Jedoch hätte ich von den Anwesenden MPG Mitgliedern, ihrerseits weltweit anerkannte Wissenschaftler, etwas mehr erwartet. Sich auf ein Niveau wie im Kindergarten zu begeben und zu Drohen (zu Erpressen!) den Standort aufzugeben, nur weil sich mündige Bürger - meiner Meinung nach zu Recht - über fehlerhafte Standortwahl beschweren... . Da haben sich kluge Wissenschaftler mal eben schnell vor den Karren einiger Politiker spannen lassen. Wie schade.

Nun kann man über den Naturschutz, den Wert von Natur und die daraus resultierenden Ausgleichsmassnahmen streiten. Das Planungsbüro hat schön dargelegt, wie entsprechend der gesetzlichen Rahmenbedingungen, unter genauer Einhaltung der Buchstaben der Gesetze, alle Massnahmen korrekt sind. Andere Planer haben sich wohl nicht einmal annähernd so viel Mühe gegeben. Zu Recht sind die Anwohner erbost über das zusätzliche Verkehrsaufkommen von geplanten mehr als 2300 zusätzlichen PKW. So sieht es die Verkehrsplanung (in der Begründung zum Vorhaben) vor. Damit ist einmal mehr bewiesen, dass die Stadt Erlangen kein wirkliches Interesse besitzt, den PKW-Individualverkehr auch nur in irgendeiner Weise vermindern zu wollen. Sind die 50000 oder mehr Berufspendler, die momentan täglich nach Erlangen aus dem Umland kommen nicht schon genug, will man diese Menge um potenziell 4% erhöhen. Und dies wird sicherlich nur ein Anfang sein. Hätte sich einer der Planer oder auch einmal der eine oder andere Mitarbeiter der Stadt auf die Hinterfüsse gestellt, und ein modernes Konzept erstellt, wäre die Akzeptanz dieses Bauprojekts 380 sicherlich höher gewesen.

Nun fragt man sich, ob man als Bürger "verarscht" wird, oder ob es wirklich zu viel verlangt ist, moderne Lösungen zu suchen, die Natur, Umwelt, Wissenschaft und den Bürger sinnvoll unter einen Hut bringt. Ich wenigstens werde in Zukunft weder stolz auf meine Alma Mater unter ihrer aktuellen Leitung, noch stolz auf die "Vorsteher" meines früheren Wohnsitz sein. Wirklich stolz bin ich auf die Bürger, die sich ehrlich und offen gegen die geplante Maßnahme in dieser Form ausgesprochen haben.

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